Bei Berichten über wichtige historische Ereignisse geraten die damals lebenden Menschen leicht in Vergessenheit, zumal es häufig keine Zeitzeugnisse aus deren Alltagsleben gibt. Dank eines einzigartigen Fotoprojekts in Gießen gibt es eine seltene Möglichkeit, einen Blick in die Vergangenheit zu werfen.
Originalbilder zugänglich gemacht
Nachdem sie lange Jahre vergessen in einem Muesumsfundus gelegen hatten, gelangten im Jahr 2016 etwa 6000 Glasnegative in die Hände des Hobbyfotografen Hansjürgen Ulf Schneider. Der ausgebildete Erziehungswissenschaftler, der sich auch intensiv mit Geschichte und Fotografie beschäftigt, erkannte glücklicherweise gleich, um welch wertvollen Fund es sich dabei handelte. Die Bilder wurden nämlich alle zwischen den Jahren 1910 und 1940 in dem in Gießen ansässigen Fotostudio Uhl aufgenommen und bieten ein Abbild der damaligen Gesellschaft der Stadt. Insgesamt wurden mehr als 5000 Gießener Bürger porträtiert – vom Baby auf dem Bärenfell bis zum ehrwürdigen Professor. Auf einer eigens eingerichteten Webseite laden die aufbereiteten Fotos nun zum Stöbern und Forschen ein.
Einblick in die Geschichte Gießens
Neben den Namen der Abgebildeten sind in einigen Fällen zusätzliche Angaben erhalten geblieben, die ebenfalls auf der Foto-Webseite veröffentlicht werden. So erfahren Interessierte beispielsweise Näheres über die jüdischen Bürger der Stadt, aber auch über einen Pastor, der Mitglied der SA war. Um die Suche nach Verwandten zu erleichtern, bietet die Homepage eine Sortierung nach Themen und nach Namen an. Außerdem sind alle Besucher der Seite dazu eingeladen, weitere Informationen zu Personen beizusteuern, die sie auf den Bildern wiedererkennen.
Bild: Bigstockphoto.com / Captured Nuance